
Das Sternbild Krebs (Cancer) gehört zu den am wenigsten sichtbaren Tierkreis-Sternbildern und ist mit bloßem Auge nur bei dunklem Himmel gut erkennbar. Seine Sterne sind zwar eher unscheinbar – der hellste ist Altarf (β Cancri), ca. 290 Lichtjahre entfernt –, doch in ihm liegen zwei wahre Schätze des Himmels.
Praesepe (M44, „Krippe“ oder „Bienenkorb“) ist ein offener Sternhaufen in rund 600 Lichtjahren Entfernung. Schon in der Antike wurde er als „Nebelstern“ beschrieben, da er wie ein verwaschenes Lichtfleckchen zu sehen ist. Mit Fernglas oder Teleskop zeigt sich jedoch seine ganze Pracht: Hunderte von funkelnden Sternen.
M67 ist ebenfalls ein offener Sternhaufen, aber noch weiter entfernt (über 2.500 Lichtjahre). Mit mehr als 3 Milliarden Jahren zählt er zu den ältesten bekannten Sternhaufen überhaupt und ist deshalb für die Astronomie von besonderer Bedeutung.
Beide Sternhaufen gehören zum Sternbild Krebs und machen es – trotz seiner sonst eher unauffälligen Sterne – zu einem ganz besonderen Himmelsareal.
Die Sonne steht von etwa 21. Juni bis 22. Juli astronomisch im Krebs. Der Sommeranfang (Sommersonnenwende) fällt in das Zeichen Krebs und ist damit der längste Tag des Jahres.
Der Krebs in der Mythologie
Der Ursprung des Sternbilds Krebs ist eng mit der zweiten der zwölf Taten des Herakles verbunden: seinem Kampf gegen die neunköpfige Hydra von Lerna.
Die Hydra war ein furchtbares, schlangenähnliches Ungeheuer, das in einem Sumpf lebte. Sie hatte neun Köpfe – und für jeden abgeschlagenen Kopf wuchsen zwei neue nach. Nur einer ihrer Köpfe war unsterblich. Während Herakles mit all seiner Kraft gegen die Hydra kämpfte, wollte die Göttin Hera, die ihn seit jeher hasste, sein Vorhaben sabotieren. Sie sandte einen riesigen Krebs aus dem Meer, der ihn in die Ferse zwicken sollte, um ihn abzulenken.
Doch Herakles zerquetschte den Krebs mit einem Fußtritt und kämpfte weiter, bis er mit Hilfe seines Neffen Iolaos die Hydra schließlich besiegte.
Hera jedoch ehrte die Tapferkeit des Krebses, obwohl er im Kampf unterlegen war. Als Dank für seinen Einsatz versetzte sie ihn an den Himmel – so entstand das unscheinbare, aber bedeutungsvolle Sternbild Krebs.
Der Krebs ist also ein mythisches Sinnbild für Hingabe, Opferbereitschaft und Schutz, aber auch für das scheinbar Kleine, das im kosmischen Bild dennoch einen Platz hat.
Der Krebs in der klassischen Astrologie
Zeitraum: 21. Juni – 22. Juli
Element: Wasser
Qualität: kardinal (Initiative, Neubeginn – hier emotional)
Herrscherplanet: Mond
Polarität: weiblich, empfangend, nach innen gerichtet
Kernbedeutungen:
Gefühl, Empathie, Fürsorge
Heimat, Geborgenheit, Familie
Erinnerung, Vergangenheit, seelische Wurzeln
Schutz, Rückzug, Sensibilität
Im Horoskop zeigt uns der Krebs, wo wir Geborgenheit suchen, wo wir uns verwurzeln und mitfühlend für andere da sein können.
Der Krebs in der Tiefenpsychologie
Nach C. G. Jung verkörpert der Krebs archetypisch das Mütterliche, das Nährende und das Unbewusste.
Er symbolisiert die Rückkehr zur Quelle, den Schutzraum der Seele – aber gleichzeitig auch die Gefahr, in alten Mustern, Abhängigkeit oder in der „Gebärmutter“ der Vergangenheit stecken zu bleiben.
Dieser Archetyp verweist auch auf den Weg zwischen Kindheit und Individuation: erst wer die Geborgenheit annimmt, kann auch den Mut entwickeln, hinauszuwachsen.
Thomas Ring sah im Krebs das Prinzip der seelischen Formung. Während Zwilling Denken und Sprache hervorbringt, führt der Krebs in die Tiefe des Gefühlslebens.
Er steht für das innere Haus, die seelische Hülle, die der Mensch um sich bildet. Psychologisch entspricht das dem Bedürfnis nach Heimat, Zugehörigkeit und Schutz sowie die Kraft, seelisch zu nähren und zu bewahren genauso wie die Fähigkeit, intuitive Verbindungen zu spüren.
Ring beschreibt den Krebs als das „Tor zur Seele“ – das Zeichen, in dem sich die innere Welt formt, bevor sie nach außen tritt.
Die Schattenseiten dieses Sternzeichens sind Rückzug, Überempfindlichkeit und emotionale Abhängigkeit. Die reife Seite zeigt sich in Empathie, echter Fürsorge und tiefer seelischer Verbundenheit.