Der Mond in der Astronomie und Astrologie

Als stiller Begleiter der Erde ist uns sein Anblick schon als Kind vertraut und doch umgibt ihn eine geheimnisvolle Aura, mit der er uns immer wieder in seinen Bann zieht.

Der Mond ist das fünftgrößte Mondobjekt im Sonnensystem und der einzige natürliche Satellit der Erde, aber relativ groß im Verhältnis zu seinem Planeten mit etwa ¼ des Erddurchmessers. Diese Größe ist außergewöhnlich und spielt eine Rolle für die Gravitation, die Gezeiten sowie die Erdachse.

Der Mond ist gebunden rotiert, das heißt, er dreht sich in genau der gleichen Zeit um die eigene Achse, wie er die Erde umrundet (ca. 27,3 Tage). Dadurch zeigt er uns immer dieselbe Seite. Durch eine leichte „Schaukelbewegung“ (Libration) können wir jedoch etwa 59 % seiner Oberfläche von der Erde aus sehen.

Das Sonnenlicht reflektiert der Mond erstaunlich ineffizient: Seine Oberfläche reflektiert im Schnitt nur etwa 12 % des einfallenden Lichts – ungefähr so viel wie Asphalt.

Ohne den Mond gäbe es vielleicht kein Leben auf der Erde. Der Mond stabilisiert die Achsenneigung der Erde, was unser Klima über lange Zeiträume hinweg relativ stabil hält. Ohne ihn könnten die Jahreszeiten chaotisch schwanken – was die Entstehung und Entwicklung von Leben stark erschwert hätte.

Auf dem Mond herrscht ein extremes Klima: Tagsüber können Temperaturen von über +120 °C erreicht werden, nachts stürzen sie auf -160 °C. Ohne eine Atmosphäre fehlt dem Mond jeglicher Wärmepuffer, daher sind die Temperaturschwankungen enorm.

Der Mond hat Erdbeben – einige dieser sogenannten Moonquakes werden durch Gezeitenkräfte verursacht, andere durch plötzliche Abkühlung des Untergrunds. Manche dieser Beben können über 10 Minuten andauern – auf der Erde unvorstellbar.

Lange Zeit galt der Mond als vollkommen trocken. Doch 2009 entdeckte man mithilfe von Spektrometern Wassermoleküle in Form von Eis – besonders in schattigen Kratern an den Mondpolen. Diese Entdeckung ist entscheidend für zukünftige Mondmissionen.

Neben den Gezeiten wirken die Mondphasen auch auf tierisches Verhalten, etwa bei der Fortpflanzung von Korallen oder bei Zugvögeln.

Jedes Jahr entfernt sich der Mond um etwa 3,8 Zentimeter von der Erde. Das konnte durch Laserreflektoren bestätigt werden, die bei den Apollo-Missionen auf dem Mond installiert wurden. In sehr ferner Zukunft wird dies Auswirkungen auf die Erdrotation und die Gezeiten haben.

Der Mond in der Astrologie

In der klassischen Astrologie symbolisiert der Mond das emotionale Innenleben: unsere Gefühle, Stimmungen, Bedürfnisse und Instinkte. Er steht für das Empfangende, das Wandelbare, das Weibliche, aber auch für das Bedürfnis nach Geborgenheit, Sicherheit und Zugehörigkeit.

Der Mond zeigt, wie wir fühlen, wie wir reagieren, was uns nährt – und was wir unbewusst mit uns tragen.

Klassische astrologische Zuordnungen:

Element: Wasser
Qualität: Kardinal
Herrscherzeichen: Krebs
Lebensbereich: Gefühl, Mutter, Heimat, Intuition, Kindheit
Körperbezug: Magen, Lymphe, Flüssigkeitshaushalt, Fruchtbarkeit
Tageszeit: Nacht

Der Mond in der Tiefenpsychologie nach C.G. Jung

Für Jung verkörpert der Mond das Unbewusste – vor allem das persönliche, emotionale Unbewusste, in dem Erinnerungen, Stimmungen und Prägungen aus der frühen Kindheit gespeichert sind. Der Mond symbolisiert auch das Anima-Prinzip im Mann (das innere Weibliche), sowie bei der Frau jene Anteile, in denen sie sich selbst emotional und intuitiv erlebt.

Der Mond ist empfänglich, nicht willentlich. Er steht für das, was in uns wirkt, ohne dass wir es bewusst steuern.

In der Sprache der Archetypen steht der Mond für:

Die Mutter (sowohl im äußeren als auch im inneren Sinn)
Das Kind (das verletzliche, bedürftige Selbst)
Die Nachtseite der Psyche (Traum, Gefühl, Erinnerung)
Das Seelische als Raum – nicht als Ziel.

Er repräsentiert unsere Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach einem inneren Zuhause – aber auch unsere Verletzbarkeit. Die Integration des Mondprinzips bedeutet: unsere Bedürfnisse ernst nehmen, lernen, uns selbst zu nähren, und dem Unbewussten Raum zu geben.

Der Mond bei Thomas Ring

Thomas Ring – der bedeutende Vertreter der tiefenpsychologisch orientierten Astrologie – betrachtete den Mond nicht nur als Gefühlsplanet, sondern als Sphäre des seelischen Erlebens überhaupt. Für ihn ist der Mond die Wurzel der Ich-Wahrnehmung im Gefühl, jener Bereich, in dem wir noch nicht reflektieren, sondern empfinden, reagieren, aufnehmen.

Er sah den Mond als die „Erinnerung in uns“, das Archiv des emotional Erfahrenen – von der frühesten Prägung bis zu unbewusst ablaufenden Reaktionen. Der Mond ist das seelische Prinzip, durch das wir die Welt erleben – noch bevor ein bewusster Wille oder eine rationale Entscheidung wirksam wird. In der seelischen Entwicklung steht der Mond für die Phase der Symbiose, in der das Ich noch ungetrennt von seiner Umgebung empfindet.

Die Herausforderung besteht darin, diesen unbewussten seelischen Raum nicht zu verleugnen, sondern ins Bewusstsein zu integrieren, ohne ihn kontrollieren zu wollen. Der Mond ist für Ring nicht „zu beherrschen“, sondern anzunehmen – als Teil des schöpferischen Ganzen im Menschen.

Der Mond ist der Innenraum unserer Seele, das emotionale Gedächtnis, die Tiefe unter dem Ich. In der Astrologie bildet er mit der Sonne die zentrale Polarität von Bewusstsein und Gefühl, von Wille und Bedürfnis, von außen und innen.

Wenn wir den Mond in uns achten, gehen wir auch achtsam mit unserer empfindsamen Seite um und finden ein Zuhause in uns selbst.

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