
Das Sternbild Schütze (Sagittarius) liegt im Zentrum der Milchstraße – dort, wo sich das dichteste Sternenfeld befindet. In dieser Himmelsregion liegt auch das galaktische Zentrum mit einer Entferung von etwa 26.000 Lichtjahren und dem supermassereichen Schwarzen Loch Sagittarius A*. Astronomisch ist der Schütze ein faszinierendes Himmelsfeld für Sternenfreunde: Hier liegen zahlreiche Sternhaufen (z. B. M22, M28) und Nebel (Lagunen-Nebel M8, Omega-Nebel M17, Trifid-Nebel M20).
Der Schütze ist vor allem im Sommer und Frühherbst am besten von der Südhalbkugel gut sichtbar. In unseren Breitengraden steht er tief über dem Horizont und ist durch die markante Sternengruppe in Form einer Teekanne leicht zu erkennen. Der Griff, der Deckel und die Tülle lassen sich wunderbar am Himmel ausmachen.
Einer seiner wichtigsten Sterne ist Kaus Australis (ε Sagittarii) – der hellste Stern im Schützen, ein bläulich-weißer Riese, ca. 143 Lichtjahre entfernt.
Nunki (σ Sagittarii) ist ebenfalls sehr hell und außerdem von historischer Bedeutung, da er zu den ersten Sternen gehörte, deren Position präzise gemessen wurde.
Die Sterne Ascella, Kaus Borealis und Kaus Media ergänzen die markante „Teekannen“-Figur.
In der griechischen Mythologie wird der Schütze häufig mit Chiron, dem weisen Zentauren, gleichgesetzt. Halb Mensch, halb Pferd, hält er seinen Bogen gespannt und richtet seinen Pfeil gen Himmel. Im Gegensatz zu den wilden Zentauren war Chiron gebildet, sanft und weise. Chiron war Lehrer vieler Helden: Achilleus, Asklepios, Herakles, Jason und Perseus verdankten ihm ihr Wissen in Heilkunst, Musik und Philosophie.
Als Herakles versehentlich einen vergifteten Pfeil auf ihn abschoss, wurde Chiron unheilbar verwundet. Da er unsterblich war, konnte er nicht sterben – also bat er Zeus, seine Unsterblichkeit auf Prometheus zu übertragen. Zeus ehrte ihn, indem er ihn als Sternbild Schütze an den Himmel setzte; ein Symbol für Erkenntnis, Hingabe und das Streben des Geistes über die Grenzen der Materie hinaus.
Der Schütze in der klassischen Astrologie
Zeitraum: 23. November – 21. Dezember
Element: Feuer
Qualität: veränderlich
Herrscherplanet: Jupiter
Polarität: männlich, expansiv
Kernbedeutungen:
Sinnsuche, Wahrheit, Philosophie
Freiheit, Reisen, Horizonterweiterung
Begeisterung, Optimismus, Wachstum
Vision, Inspiration, Lebensfreude
Im Horoskop zeigt der Schütze, wo wir über das Naheliegende hinauswachsen, wo wir nach Sinn und Richtung suchen – und wie wir unsere Wahrheit in die Welt tragen.
Tiefenpsychologisch verkörpert der Schütze nach C. G. Jung den Archetyp des Suchers, Lehrers oder Priesters und das Streben des Menschen, über das Persönliche hinaus eine höhere Bedeutung zu finden. Er steht für den inneren Impuls, Wissen und Glauben zu verbinden sowie Geist und Erfahrung in Einklang zu bringen.
Für Jung symbolisiert der Schütze das Streben der Seele nach Sinn und Transzendenz – den Weg vom Instinkt (Skorpion) hin zur Erkenntnis. Seine Spannung liegt zwischen Instinkt und Vision, zwischen Tier und Geist – wie im Bild des Zentauren.
Thomas Ring sah im Schützen das Prinzip der „geistigen Bewegung nach oben“ – den inneren Drang, das Leben zu durchdringen, Gesetzmäßigkeit und Ordnung zu erkennen. Psychologisch steht er für das Bedürfnis nach geistiger Freiheit und für das Vertrauen, dass das Leben Bedeutung trägt.
Die Schattenseiten des Schützen sind Maßlosigkeit, Dogmatismus oder Besserwisserei.
In seiner reifen Form zeigt er sich hingegen weise, tolerant und mit innerer Weite als auch mit dem Bewusstsein, dass Erkenntnis kein Besitz, sondern ein Weg ist.
Der Schütze erinnert uns daran, dass Wissen erst dann lebendig wird, wenn es mit Herz und Sinn erfüllt ist. Sein Pfeil zielt auf die Sterne – und auf das, was im Menschen selbst nach Wahrheit und einem höheren Bewusstsein strebt.