Der Skorpion in der Astronomie und Astrologie

Das Sternbild Skorpion (lateinisch Scorpius) liegt am Südhimmel und ist eines der markantesten Sternbilder des Tierkreises. Es ist besonders gut sichtbar in den Sommermonaten der Nordhalbkugel und liegt nahe der Milchstraße. Viele Sternhaufen und Nebel können dort beobachtet werden, z.B. der Messier 7 (Ptolemäischer Sternhaufen).

Einer der Hauptsterne ist Antares – ein leuchtend roter Überriese, auch als das ‚Herz des Skorpions‘ bekannt. Die beiden Sterne Shaula und Lesath bilden das Stachelende des Skorpions, der leicht an seiner charakteristischen S-Form zu erkennen ist.

In der Astronomie ist das Sternbild seit der Antike bekannt und wurde bereits von den Babyloniern kartiert.

In der griechischen Mythologie ist die bekannteste Sage über den Skorpion die von Orion:

Der schöne, riesenhafte Jäger rühmte sich, er könne jedes Tier der Erde besiegen. Angeblich verspottete Orion sogar die Götter, indem er sagte, er sei unsterblich und unbesiegbar. In einer der ältesten griechisch-mythologischen Fassungen erregte er insbesondere den Zorn von Gaia (der Erde), als er damit prahlte, er könne alle Tiere der Erde töten. Gaia, die Urmutter, wollte ihre Geschöpfe schützen und den Übermut des Jägers bestrafen. Deshalb sandte sie einen gewaltigen Skorpion, der Orion mit seinem Giftstachel tödlich verwundete.

Als Anerkennung für seine Tat wurde der Skorpion von den Göttern als Sternbild an den Himmel versetzt – auch Orion erhielt einen Platz. Sie befinden sich auf gegenüberliegenden Seiten des Himmels: Wenn der Skorpion aufgeht, sinkt Orion unter den Horizont – es ist ein Sinnbild des ewigen kosmischen Kreislaufs von Tod und Wiedergeburt, Sieg und Niederlage, Aufstieg und Untergang.

Symbolisch betrachtet wird in dieser alten mythologischen Überlieferung die Hybris (Übermut) durch ein kleines, aber tödliches Geschöpf zu Fall gebracht – eine Lehre über die Grenzen menschlicher Macht, die den Skorpion zu einem Werkzeug göttlicher Gerechtigkeit oder einer Art Schutzmacht erhebt.

Der Skorpion in der klassischen Astrologie

Zeitraum: 23. Oktober – 22. November
Element: Wasser
Qualität: Fix (Beständigkeit, Entschlossenheit, Fokussierung)
Herrscherplanet: Pluto (moderne Astrologie), traditionell Mars

Kernbedeutungen:
Emotionale Tiefe, Intuition
Sensibilität, Leidenschaft
Loyalität, Transformationskraft
Willenskraft, Entschlossenheit
Kontroll- und Machtbedürfnis

In der tiefenpsychologischen Astrologie verkörpert der Skorpion die Fähigkeit, durch Krisen zu wachsen und alte Muster loszulassen. Er lehrt die Integration von Schattenseiten – sowohl im persönlichen Leben als auch in Beziehungen. In der Psychologie wird der Skorpion häufig mit existenziellen Themen und der Auseinandersetzung mit Verlust, Sterblichkeit und Regeneration in Verbindung gebracht.

C. G. Jung betrachtete den Skorpion als Symbol für Transformation, Wandlung und die Kraft des Unbewussten. Wie der Skorpion selbst arbeitet auch das Unbewusste auf subtile, aber tiefgreifende Weise. Die Themen des Skorpions sind daher eng verbunden mit Tod und Wiedergeburt, Loslassen und innerer Erneuerung.
Der Skorpion fordert, dass wir unsere verborgenen Ängste, Leidenschaften und Triebe erkennen.
Für Jung ist die Auseinandersetzung mit dem Skorpion-Schatten (Eifersucht, Rache, obsessive Gefühle) ein Weg zu psychischer Reife.

Thomas Ring interpretiert den Skorpion als Meister der Wandlung: Krise sind Chancen – jede Lebenskrise ist ein Tor zur Entwicklung. Der Skorpion erlebt Umbrüche als notwendige Schritte zur Reifung.
Im emotionalen Bereich zeigt der Skorpion extreme Tiefe und Intensität, was Beziehungen besonders intensiv, aber auch herausfordernd macht.
Menschen mit Skorpionbetonung haben ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle – über sich selbst, ihre Umwelt oder die emotionale Dynamik in Beziehungen. Dies ist nach Ring jedoch nicht primär destruktiv, sondern instrumentell für Selbstbewusstsein und Reifung.

In seiner unreifen Seite verstrickt sich der Skorpion in Machtspiele, Eifersucht und destruktive Kontrolle, weil er Angst hat, loszulassen und Vertrauen zu wagen.
Wenn er sich von seiner reifen Seite zeigt, nutzt er seine Leidenschaft und Tiefgründigkeit, um Wandlung zu ermöglichen, heilt durch Ehrlichkeit und Hingabe und verwandelt Krisen in innere Stärke.

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