Der Zwilling in der Astronomie und Astrologie


Das Sternbild Zwilling (Gemini) liegt nördlich des hellen Orion und ist durch zwei helle Sterne leicht zu erkennen: die „Zwillingssterne“ Castor und Pollux. Die Sonne durchläuft das Sternbild (astronomisch) von Mitte Juni bis Juli (astrologisch, orientiert an den Jahreszeiten bzw. dem Umlauf der Erde um die Sonne, in Mai und Juni).

Castor (α Geminorum) ist ungefähr 51 Lichtjahre entfernt. Mit bloßem Auge wirkt er wie ein einzelner Stern, in Wirklichkeit ist er aber ein komplexes System aus sechs Sternen, die gravitativ aneinander gebunden sind.

Pollux (β Geminorum) ist ein orangefarbener Riesenstern, liegt ca. 34 Lichtjahre entfernt und ist der hellste im Sternbild Zwilling. Um Pollux kreist sogar ein entdeckter Exoplanet (Pollux b).

Der Meteorstrom der Geminiden im Dezember scheint aus den Zwillingen zu kommen – einer der reichhaltigsten und schönsten Sternschnuppenströme des Jahres.

In der griechischen Sage waren Castor und Polydeukes (lat. Pollux) die Dioskuren, ‚Söhne des Zeus‘ – in manchen Versionen nur Polydeukes, während Castor sterblich war. Sie galten als unzertrennlich, standen für Bruderliebe, Tapferkeit und Schutz.

Als Castor im Kampf getötet wurde, wollte Polydeukes nicht ohne seinen Bruder weiterleben. Zeus erlaubte ihnen daraufhin, ihre Zeit zwischen Olymp und Unterwelt zu teilen – zwölf Stunden im Licht der Götter und zwölf Stunden im finsteren Hades. So wurden sie gemeinsam als Sternbild Zwillinge an den Himmel versetzt – ein Symbol für die Untrennbarkeit von Geist und Körper, Sterblichkeit und Unsterblichkeit, Licht und Schatten.

Der Zwilling in der klassischen Astrologie

Zeitraum: 21. Mai – 21. Juni
Element: Luft
Qualität: veränderlich
Herrscherplanet: Merkur
Polarität: männlich, aktiv

Kernbedeutungen:

Kommunikation, Sprache, Vermittlung
Beweglichkeit, Neugier, Vielseitigkeit
Leichtigkeit, Jugendlichkeit, schnelle Auffassungsgabe
Vernetzung, Austausch, Lernen

Im Horoskop zeigt der Zwilling, wo wir offen sind für Neues, wo wir Fragen stellen, Wissen teilen und Verbindungen schaffen.

Der Zwilling in der Tiefenpsychologie

Der Zwilling verkörpert für C.G. Jung den Archetyp der Dualität – die Spannung zwischen Gegensätzen (z. B. Denken/Fühlen, Geist/Körper, Licht/Schatten). Er symbolisiert den neugierigen Suchenden, aber auch die Zerrissenheit und das Schwanken zwischen Polen.
Psychologisch verweist er auf das Bedürfnis nach Integration: die Einheit von zwei scheinbar getrennten Anteilen im Menschen.

Thomas Ring sah im Zwilling das Prinzip der Bewegung des Bewusstseins: das Unruhige, das Fragende, das nie ganz zur Ruhe kommt. Der Zwilling will erfahren, beobachten, benennen. Er ist das „Auge des Geistes“, das die Vielfalt der Welt erfassen will.

Er bringt den Übergang vom bloßen Instinkt (Stier) zur bewussten Reflexion: Denken, Sprache, Austausch.

Seine Schattenseiten sind Oberflächlichkeit, Zerrissenheit, Ablenkung, während seine reife Seite für einen lebendigen Geist steht, einen wachen Intellekt und die Offenheit für Perspektiven.
In seiner Tiefe zeigt uns der Zwilling, dass wir Gegensätze nicht verleugnen müssen – sondern sie als Spiegel einer größeren Einheit erfahren können.

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