
Das Sternbild Fische (Pisces) zählt zu den ältesten bekannten Himmelsbildern und markiert den Übergang zwischen Winter und Frühling. Es liegt am Himmelsäquator zwischen Wassermann (westlich) und Widder (östlich). Dieses Sternbild ist groß, aber mit eher unscheinbaren, lichtschwachen Sternen. Wie auch der Wassermann liegt es in jener Region, die seit der Antike als das „Meer des Himmels“ bezeichnet wird.
Die auffälligste Sternverbindung ist der sogenannte „Fische-Kreis“, bestehend aus zwei Fischfiguren, die durch ein Band verbunden sind, das sich am Stern Alrescha (α Piscium) trifft. Alrescha bedeutet auf Arabisch „Schnur“ oder „Knoten“ – er symbolisiert den Punkt, an dem die beiden Fische zusammengehalten werden. Ein weiterer markanter Stern ist Fum al Samakah (β Piscium), der „Mund des Fisches“.
Astronomisch besonders bedeutsam ist das Sternbild Fische, weil hier – im Sternbild, nicht im astrologischen Zeichen – derzeit der Frühlingspunkt liegt: der Punkt, an dem die Sonne bei der Tag- und Nachtgleiche im März den Himmelsäquator überquert.
In der griechischen Mythologie sind die Fische mit der Geschichte der Göttin Aphrodite und ihres Sohnes Eros verbunden. Als das schreckliche Ungeheuer Typhon aus der Unterwelt die Götter bedrohte, sprangen Aphrodite und Eros in den Euphrat. Um sich zu retten, verwandelten sie sich in zwei Fische, die durch ein Band miteinander verbunden blieben, damit sie sich in der Strömung nicht verlieren würden. Zeus ehrte die beiden, indem er sie als Sternbild an den Himmel setzte.
Diese Geschichte symbolisiert Einheit, Liebe, Verbundenheit und Flucht in das Unbewusste – Themen, die später in die astrologische Deutung der Fische eingeflossen sind.
In Babylonien wurde das Sternbild als Symbol des Lebenswassers und der Fruchtbarkeit gedeutet, während es im alten Ägypten mit der Nilüberschwemmung und dem Zyklus der Erneuerung in Verbindung stand.
Die Fische in der klassischen Astrologie
Zeitraum: 20. Februar – 20. März
Element: Wasser
Qualität: veränderlich
Herrscherplanet: Neptun (modern) / Jupiter (traditionell)
Polarität: weiblich, empfänglich, intuitiv
Kernbedeutungen:
Empathie, Mitgefühl, Sensibilität
Intuition, Traum, Inspiration
Spiritualität, Glaube, Hingabe
Verbundenheit mit allem Lebendigen
Auflösung von Grenzen, Sehnsucht, Transzendenz
Für C. G. Jung symbolisierten die Fische das kollektive Unbewusste – jenen Ozean, in dem alle archetypischen Bilder wohnen. Sie stehen für das Prinzip der Auflösung des Ichs und der Vereinigung mit dem Ganzen.
Das Wasser der Fische ist nicht das emotionale Wasser des Krebses oder das tiefgründige des Skorpions, sondern das ozeanische Bewusstsein: grenzenlos, alles umfassend.
Jung sah in den Fischen auch das Symbol des Christus-Archetyps – das Selbstopfernde, das sich hingibt, um das Ganze zu erlösen.
Aus der Sicht C. G. Jungs markieren die Fische das Ende eines großen Zyklus: Das Abtauchen in die Tiefe, um daraus mit einem neuen Bewusstsein wieder aufzutauchen.
Für Thomas Ring, der die tiefenpsychologischen Deutungen Jungs weiterführte und vertiefte, sind die Fische das Prinzip der Durchlässigkeit und Verbundenheit. Nach der irdischen Festigung des Steinbocks und dem geistigen Aufbruch des Wassermanns bringt der Fisch die Rückkehr in das Allumfassende.
Ring beschreibt das Fische-Prinzip als psychische Osmose – das Verschwimmen der Grenzen zwischen Ich und Du, zwischen innerer und äußerer Welt.
Im Horoskop zeigen uns die Fische, wo wir uns hingeben, vertrauen und mit der seelischen Tiefe des Lebens in Kontakt treten.
Während der Wassermann Ideen in die Welt bringt, lässt der Fisch sie wieder ins Meer des Unbewussten zurückfließen. Doch wo Auflösung herrscht, droht auch Verlust an Form: Die Fische stehen im Spannungsfeld zwischen spiritueller Erhebung und Vernebelung, zwischen Mitgefühl und Selbstaufgabe.
Das Zeichen Fische ist das zwölfte und letzte im Tierkreis – es symbolisiert Vollendung und Rückkehr in das große Ganze.
In ihrer unreifen Energie zeigen sich die Fische in Flucht, Illusion, emotionaler Überforderung oder Selbstaufgabe. Reife Fische-Energie hingegen verwandelt Empfindsamkeit in Mitgefühl, Vision in Hingabe und Traum in Inspiration.
In seiner höchsten Form ist der Fisch der Mystiker im Tierkreis: Er lebt aus dem Vertrauen, dass alles verbunden ist – und dass im Loslassen das größte Einssein liegt.