Das Sternbild Widder in der Astronomie und Astrologie

Das Sternbild Widder (Aries) umfasst 66 Sterne, die mit bloßem Auge sichtbar sind, von denen aber nur drei relativ hell leuchten. Sie sind für die Figur des Widders wichtig:

Hamal (α Arietis) ist der hellste Stern, ca. 66 Lichtjahre entfernt und ein orangefarbener Riesenstern. „Hamal“ bedeutet auf Arabisch „Kopf des Schafes“ – er markiert den Kopf des Tieres.

Sheratan (β Arietis), ein weiß-blauer Stern, stellt zusammen mit Hamal das Horn bzw. die Stirn des Widders dar. „Sheratan“ bedeutet „die zwei Zeichen“, weil er früher den Frühlingspunkt markierte (den Beginn des Tierkreises).
Mesarthim (γ Arietis) ist ein Doppelsternsystem, das als „Nabel“ oder Brust des Widders gedeutet wird. Er ist auch historisch bedeutsam, da er einer der ersten Doppelsterne war, die je im Teleskop erkannt wurden (1650).

Die Sterne des Widders bilden keine auffällige Gestalt, sondern eher eine kurze, gebogene Linie, die an ein schräges „V“ erinnert. In der Mythologie wird diese Linie oft als Kopf und Horn des Widders gesehen.

Durch die Präzession der Erdachse lag der Frühlingspunkt (der Beginn des astrologischen Jahres) einst im Sternbild Widder – heute steht er astronomisch bereits im Sternbild Fische, doch astrologisch wird er weiterhin als „0° Widder“ gerechnet. Die Jahreszeiten ändern sich durch die Präzession der Erdachse schließlich nicht.

Das Sternbild Widder hat auch einen mythologischer Hintergrund – es verbindet am Himmel eine uralte mythische Gestalt mit der Erfahrung von Neubeginn und Lebenskraft.

Getragen von einem geflügelten Widder mit goldenem Fell, den ihnen die Götter zu Hilfe geschickt hatten, suchten Phrixos und Helle Rettung vor ihrer bösen Stiefmutter Ino. Doch am Hellespont (den heutigen Dardanellen) verlor Helle ihr Leben – nur Phrixos gelangte bis Kolchis, wo er das Goldene Vlies hinterließ, das später Prinz Jason und die Argonauten ins Abenteuer rufen sollte.

Der Widder in der Astrologie

In der klassischen Astrologie gilt der Widder als erstes Zeichen des Tierkreises und damit als Symbol des Anfangs, des Aufbruchs und der reinen Lebenskraft.

Element: Feuer
Qualität: kardinal (Impuls, Neubeginn)
Herrscherplanet: Mars
Polarität: männlich, aktiv, nach außen gerichtet

Kernbedeutungen:
Neubeginn, Initiative, Durchsetzungswille
Spontanität, Kampfgeist, Mut
Tatkraft, Energie, Pioniergeist

Im Horoskop zeigt der Widder, wo wir den ersten Schritt wagen, uns behaupten und Neues ins Leben bringen wollen. Er steht für das Prinzip des „Jetzt!“, das den Fluss der Energie in Bewegung setzt.

Der Widder in der tiefenpsychologischen Astrologie

In der Archetypenlehre nach C. G. Jung verkörpert der Widder den Helden- und Krieger-Archetyp. Er ist Ausdruck des urtümlichen Willens, das Neue zu erobern und das Ich zu behaupten. Der Widder steht damit für das Prinzip der Individuation durch Handeln: Das Selbst findet sich, indem es den Mut hat, sich abzugrenzen, zu kämpfen und die eigene Energie in die Welt zu bringen.

Der Astrologe Thomas Ring sah den Widder weniger als „blinden Kämpfer“, sondern als geistige Kraft des Anfangs. Für ihn symbolisiert der Widder das Durchbrechen von Formen, den Impuls des Lebens, der ins Dasein drängt. Während Saturn die Grenze zieht, bringt der Widder das Aufsprengen und Neuwerden.
Psychologisch steht er für die Unmittelbarkeit des Willens und die Fähigkeit, sich selbst in Aktion zu erleben.
Seine Schattenseite sind blinde Aggression, ungeduldiges Überstürzen, während seine reife Seite schöpferischer Willen ist, der Mut zur Initiative und ein inneres Feuer, das bewusst gestaltet wird.
Ring betonte, dass Widder nicht nur „Kampf“ sei, sondern das Prinzip des ersten Schritts, die Geburtsbewegung, die das Leben aus dem Unbewussten ins Bewusstsein hebt.

Der Widder ruft uns zu Mut, Initiative und Authentizität auf. In einer tieferen Sichtweise steht er für das innere Feuer, das uns immer wieder antreibt, aus dem Dunkel ins Licht zu treten und den eigenen Weg zu beginnen.

Nach oben scrollen