Der Stier in der Astronomie und Astrologie


Der Stier am Himmel verbindet uns mit uralten Mythen und der Schönheit der Natur. Astronomisch gesehen ist er ein Schatzkasten. Das Sternbild Stier (Taurus) gehört zu den bekanntesten und liegt am Winterhimmel, nahe dem Orion. Es ist durch seine markante V-Form, die die Hörner des Stiers symbolisiert, leicht erkennbar.

Der „rote Riesenstern“ Aldebaran (α Tauri) ist ca. 65 Lichtjahre entfernt. Er ist der hellste Stern und bildet das „Auge“ des Himmelsstiers. Als zweithellster Stern leuchtet Elnath (β Tauri), der die Spitze des nördlichen Horns markiert.
Zwei Sternhaufen sind auch Teil des Sternbilds: Die Hyaden sind der nächstgelegene offene Sternhaufen (ca. 150 Lj entfernt) und stellen die V-förmige Stirn des Stiers dar. Die Plejaden (Sieben Schwestern, M45) zählen zu den berühmtesten Sternhaufen. Mit bloßem Auge sieht man 6–7 Sterne, tatsächlich sind es mehrere Hundert.

Im Sternbild Stier liegen auch Reste einer Supernova – der berühmte Krebsnebel (M1) als Überrest einer Explosion aus dem Jahr 1054, die von Astronomen in China und im arabischen Raum dokumentiert wurde.

Der Stier ist in vielen Kulturen ein uraltes Symbol. In der griechischen Mythologie wird der Stier oft mit Zeus in Verbindung gebracht, der sich in einen weißen Stier verwandelte, um Europa nach Kreta zu entführen.
In der griechischen Sage sind die Plejaden die Töchter des Titanen Atlas, die von Zeus an den Himmel versetzt wurden.
Auch das Goldene Kalb knüpft an das Bild des Stiers an. Als Moses auf dem Berg Sinai die Zehn Gebote empfing, wurden die Israeliten ungeduldig. Sie verlangten von Aarón (Moses Bruder) ein sichtbares Zeichen der göttlichen Kraft. Aarón sammelte ihr Gold und goss daraus ein Kalb aus Gold, das sie als Gott verehrten. Daher stammt der Ausdruck „Der Tanz ums Goldene Kalb“ – als Sinnbild für die Versuchung durch äußeren Glanz und materiellen Ersatz anstelle spiritueller Wahrheit.

In Mesopotamien und Ägypten war der Stier ein heiliges Tier – ein Sinnbild für Fruchtbarkeit, Kraft und den Jahreszyklus der Natur.

Der Stier in der klassischen Astrologie

Der Stier ist das zweite Zeichen des Tierkreises (21. April – 20. Mai).
Element: Erde
Qualität: fix (stabilisierend, bewahrend)
Herrscherplanet: Venus
Polarität: weiblich, aufnehmend, sinnlich

Kernbedeutungen:
Stabilität, Beharrlichkeit, Geduld
Sinnlichkeit, Genuss, Schönheit
Verbindung zur Natur, Fruchtbarkeit
Werte, Besitz, Sicherheit

Im Horoskop zeigt der Stier, wo wir nach Stabilität suchen, genießen und unsere Sinnlichkeit leben – aber auch, wo wir in Gefahr geraten, starr oder besitzergreifend zu werden.

Der Stier in der Tiefenpsychologie

Nach C.G. Jung ist der Stier archetypisch mit der Kraft der Erde und der Fruchtbarkeit verbunden. Er symbolisiert die körperliche Verwurzelung, das Instinktive, den Urgrund des Lebens. Gleichzeitig ist er ein Bild für die Materie und das Ringen des Geistes mit der Stofflichkeit.
Archetypisch verbindet er die Mutter-Erde-Symbolik mit dem Prinzip von Beständigkeit, Sicherheit und Erhaltung.

Thomas Ring sah im Stier das Prinzip der Formung und Verfestigung. Während Widder der Impuls des Anfangs ist, bringt der Stier Beständigkeit und Materie hervor. Psychologisch bedeutet das: Der Mensch erfährt durch das Stier-Prinzip seine eigene Körperlichkeit, sein Bedürfnis nach Sicherheit und sein Verhältnis zu Werten (materiell wie immateriell).
Ring beschreibt den Stier nicht nur als „bewahrend“, sondern auch als schöpferisch: Er verwandelt Rohes in Geformtes, Chaos in Struktur, und schenkt dem Leben einen Rhythmus.

Die Schattenseite des Stiers sind Starrheit, Besitzgier, Trägheit. Seine reife Seite steht für kreative Kraft, Sinnlichkeit, Fähigkeit zur Hingabe und zur schöpferischen Gestaltung.

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