Die Entstehung und Entwicklung der Astrologie (Teil 1)

Die älteste Form der Astrologie war kollektiv und vorhersagend – ihre Wurzeln findet man in Mesopotamien. Dort beobachteten babylonische Priester bereits ca. 2000 v. Chr. Planeten und Sterne, um himmlische Omen zu deuten. Sie führten akribische Aufzeichnungen darüber, wann bestimmte Planeten aufgingen, wo sie standen und welche Sternbilder sichtbar waren.

Anfangs ging es nicht um Persönlichkeiten, sondern um Kollektives: „Wenn Mars dort steht, dann droht Krieg“ oder „Wenn Jupiter dort ist, kommt eine gute Ernte“. Die Priester sahen eine Verbindung zwischen kosmischen Mustern und irdischen Ereignissen.

Ab etwa 500 v. Chr. begannen die Babylonier, Horoskope für einzelne Menschen zu erstellen – besonders für Könige und Herrscher. Sie gingen davon aus, dass derjenige, der in einem bestimmten Moment geboren wird, die ‚Qualität‘ dieser Zeit in sich trägt. In dieser Epoche entstand auch der Tierkreis (Zodiac): ein Kreis von 360°, unterteilt in 12 Abschnitte zu je 30°. Die Sonne durchlief diese Abschnitte im Jahreslauf und stand dabei jeweils in der Nähe eines bestimmten Sternbildes. Nach und nach wurden den Abschnitten Eigenschaften zugeschrieben – ausgehend von Naturbeobachtungen wie dem Frühlingsanfang (Widder = Neubeginn, Dynamik, Durchsetzungskraft) und später ergänzt durch mythologische Deutungen.

Sternbilder entstanden also zunächst aus echter Beobachtung: Menschen sahen bestimmte Sternengruppen, die zu festen Zeiten des Jahres am Himmel auftauchten. Das half ihnen, Kalender zu machen, Jahreszeiten zu erkennen und Ereignisse wie Erntezeiten vorherzusagen.
Um sich diese Sternengruppen besser zu merken, wurden ihnen Bedeutungen zugeordnet und Mythen, Tiere oder Götter in sie gelegt. Es waren Projektionen, die jedoch einen praktischen Ursprung hatten.
Die Babylonier legten damit den Grundstein für den Tierkreis – die Griechen griffen ihn auf und überlagerten ihn mit ihren mythologischen Göttergeschichten. So entstanden die uns bekannten Tierkreiszeichen.

Die Ägypter beobachteten 1000-1500 v.Chr. bereits intensiv den Sirius (Sothis)-Zyklus. Sein heliakischer Aufgang kündigte jedes Jahr die Nilflut an – lebenswichtig für Landwirtschaft und Überleben.
Auf dieser Grundlage entwickelten sie einen Kalender mit 365 Tagen und wurden damit Meister der Zeit- und Rhythmenbeobachtung – etwas, das später für die Astrologie von großer Bedeutung war.
Die Ägypter teilten den Jahreslauf in 360 Tage: 36 Dekane × 10 Tage. Diese Dekane wurden später in die Astrologie integriert und tauchen auch heute noch manchmal auf (z.B. „dritte Dekade des Löwen“).

Die Griechen übernahmen ungefähr ab dem 4. Jahrhundert das babylonische Wissen und entwickelten es weiter. So wurde der Tierkreis festgelegt, und die Philosophie verband sich mit der Astronomie.
Das Werk ‚Tetrabiblos‘ von Claudius Ptolemäus (2. Jh. n. Chr.) gilt als eines der wichtigsten Grundlagenwerke der klassischen Astrologie. Hier wurden Prinzipien wie Häuser, Aspekte und Planetenbedeutungen systematisiert.

Die Römer übernahmen die griechische Astrologie und machten sie sowohl für die Elite als auch für das Volk zugänglich. Kaiser und Politiker nutzten Horoskope, um Entscheidungen und günstige Zeitpunkte abzusichern, während einfache Leute sich Sternzeichen und persönliche Vorhersagen deuten ließen. So halfen die Römer, die Astrologie zu verbreiten, zu systematisieren und langfristig nach Europa weiterzugeben.

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